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Franz Josef Degenhardt Wildledermantelmann Kritik

Franz Josef Degenhardt Wildledermantelmann Kritik

Letztes Update: 31. August 2024

Franz Josef Degenhardts Album Wildledermantelmann, erschienen 1977, bietet eine tiefgehende musikalische Reise. Unsere Kritik beleuchtet die 8 Tracks des 12" Vinyls und gibt Einblicke in die Themen und musikalischen Highlights.

Franz Josef Degenhardt Wildledermantelmann: Eine tiefgründige Reise durch die 70er Jahre

Das Album Wildledermantelmann von Franz Josef Degenhardt, erschienen im Jahr 1977, ist ein Meisterwerk des deutschen Chansons und der Liedermacherkunst. Mit seinen acht Tracks auf einer 12" Vinyl bietet es eine eindrucksvolle Mischung aus politischem Engagement, poetischer Tiefe und musikalischer Vielfalt. In diesem Artikel möchte ich Ihnen das Album vorstellen und eine kritische Betrachtung der einzelnen Stücke vornehmen.

Die Ballade vom verlorenen Sohn: Ein kraftvoller Auftakt

Der erste Track des Albums, Ballade vom verlorenen Sohn, ist mit einer Länge von 6:45 Minuten ein kraftvoller Auftakt. Degenhardt erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der sich auf der Suche nach Freiheit und Selbstverwirklichung von seiner Familie entfernt. Die Melodie ist melancholisch und unterstützt die tiefgründigen Texte, die von Verlust und Sehnsucht handeln. Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie Degenhardt die Emotionen des Protagonisten einfängt und dem Hörer nahebringt.

Rondo pastorale: Ein musikalisches Zwischenspiel

Mit Rondo pastorale folgt ein kürzeres Stück von 4:42 Minuten, das als musikalisches Zwischenspiel dient. Die sanften Gitarrenklänge und die ruhige Melodie schaffen eine entspannte Atmosphäre. Der Text ist weniger politisch als bei anderen Stücken des Albums und konzentriert sich mehr auf die Natur und das einfache Leben. Es ist ein Moment der Ruhe und Besinnung, der dem Hörer eine kurze Pause von den intensiven Themen der anderen Lieder bietet.

Franz Josef Degenhardt Wildledermantelmann: Das titelgebende Stück

Der Titeltrack Wildledermantelmann ist mit 5:55 Minuten eines der zentralen Stücke des Albums. Hier zeigt Degenhardt seine Fähigkeit, komplexe gesellschaftliche Themen in eingängige Melodien zu verpacken. Der Wildledermantelmann steht symbolisch für die Menschen, die sich in der Gesellschaft verloren fühlen und nach einem Platz suchen, an dem sie akzeptiert werden. Die Kombination aus nachdenklichen Texten und einer eingängigen Melodie macht dieses Stück zu einem der Highlights des Albums.

Im Gonsbachtal: Eine Hommage an die Heimat

Mit Im Gonsbachtal widmet sich Degenhardt seiner Heimat. Das 5:47 Minuten lange Stück ist eine liebevolle Hommage an die Landschaft und die Menschen, die dort leben. Die Texte sind poetisch und voller Nostalgie, während die Melodie eine warme und einladende Atmosphäre schafft. Es ist ein Lied, das den Hörer in eine andere Zeit und an einen anderen Ort versetzt, und dabei die Schönheit des Einfachen und Vertrauten feiert.

Arbeitslosigkeit: Ein sozialkritisches Meisterwerk

Das längste Stück des Albums, Arbeitslosigkeit, dauert 7:02 Minuten und ist ein sozialkritisches Meisterwerk. Degenhardt setzt sich hier intensiv mit den Themen Arbeitslosigkeit und sozialer Ungerechtigkeit auseinander. Die Texte sind scharf und direkt, und die Melodie unterstützt die Dringlichkeit der Botschaft. Es ist ein Lied, das zum Nachdenken anregt und die Hörer dazu auffordert, sich mit den gesellschaftlichen Missständen auseinanderzusetzen.

Papstlied I und II: Eine kritische Auseinandersetzung mit der Kirche

Mit Papstlied I und II nimmt Degenhardt die Kirche ins Visier. Das 6:06 Minuten lange Stück ist eine kritische Auseinandersetzung mit der Rolle der Kirche in der Gesellschaft. Die Texte sind provokativ und hinterfragen die Machtstrukturen und den Einfluss der Kirche. Musikalisch ist das Stück abwechslungsreich und nutzt verschiedene Stilmittel, um die Botschaft zu unterstreichen. Es ist ein mutiges und kontroverses Lied, das sicherlich für Diskussionen sorgt.

Fabel vom Hirten und den Wölfen: Eine metaphorische Erzählung

Die Fabel vom Hirten und den Wölfen ist mit 4:04 Minuten das kürzeste Stück des Albums, aber dennoch sehr eindrucksvoll. Degenhardt nutzt hier die Form der Fabel, um gesellschaftliche Missstände zu thematisieren. Die Geschichte vom Hirten und den Wölfen ist eine Metapher für die Machtverhältnisse und die Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft. Die Melodie ist einfach, aber wirkungsvoll, und die Texte regen zum Nachdenken an.

Als Kommunist: Ein persönliches Bekenntnis

Das letzte Stück des Albums, Als Kommunist, ist mit 8:25 Minuten ein persönliches Bekenntnis von Degenhardt. Hier setzt er sich mit seiner eigenen politischen Überzeugung auseinander und reflektiert über seine Rolle als Künstler und Aktivist. Die Texte sind ehrlich und direkt, und die Melodie unterstützt die Intensität der Botschaft. Es ist ein kraftvolles und bewegendes Ende eines beeindruckenden Albums.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Wildledermantelmann von Franz Josef Degenhardt ein vielschichtiges und tiefgründiges Album ist, das sowohl musikalisch als auch inhaltlich überzeugt. Die Mischung aus politischen und persönlichen Themen, die poetischen Texte und die eingängigen Melodien machen es zu einem zeitlosen Werk, das auch heute noch relevant ist. Wenn Sie sich für deutsche Chansons und Liedermacherkunst interessieren, sollten Sie dieses Album unbedingt hören.

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