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Franz Josef Degenhardt Rumpelstilzchen Kritik

Franz Josef Degenhardt Rumpelstilzchen: Albumkritik

Letztes Update: 24. August 2024

Franz Josef Degenhardts Album 'Rumpelstilzchen' aus dem Jahr 1963 bietet eine einzigartige Mischung aus Tiefgang und Poesie. Mit 12 Tracks, darunter 'Zwischen zwei Straßenbahnen' und 'Weintrinker', bleibt dieses Werk ein zeitloser Klassiker.

Franz Josef Degenhardt Rumpelstilzchen: Eine tiefgründige Reise durch die 60er Jahre

Franz Josef Degenhardt, ein Name, der in der Welt des Chansons und der Liedermacher nicht wegzudenken ist. Sein Album "Zwischen Null Uhr Null und Mitternacht: Baenkel-Songs 63" aus dem Jahr 1963, besser bekannt unter dem Titel "Rumpelstilzchen", ist ein Meisterwerk, das die gesellschaftlichen und politischen Spannungen der 60er Jahre einfängt. Mit seinen 12 Tracks bietet das Album eine facettenreiche Mischung aus Melancholie, Gesellschaftskritik und poetischer Erzählkunst.

Die Bedeutung von "Rumpelstilzchen" im Kontext der 60er Jahre

Das Titelstück "Rumpelstilzchen" eröffnet das Album und setzt den Ton für die folgenden Lieder. Degenhardt nutzt das Märchenmotiv, um die politischen und sozialen Missstände seiner Zeit zu kritisieren. In den 60er Jahren erlebte Deutschland eine Phase des Umbruchs, geprägt von der Nachkriegszeit und dem Kalten Krieg. Degenhardt gelingt es, diese komplexen Themen in einfache, aber eindringliche Worte zu fassen. Das Märchen vom Rumpelstilzchen wird zur Metapher für die Machtstrukturen und die Manipulation der Gesellschaft.

Zwischen zwei Straßenbahnen: Ein Lied über die kleinen Leute

Der zweite Track, "Zwischen zwei Straßenbahnen", ist ein weiteres Highlight des Albums. Hier beschreibt Degenhardt das Leben der einfachen Menschen, die täglich zwischen Arbeit und Zuhause pendeln. Die Straßenbahn wird zum Symbol für die Monotonie und die Hoffnungslosigkeit des Alltags. Doch trotz der düsteren Thematik schwingt in Degenhardts Stimme immer auch ein Funken Hoffnung mit. Er zeigt, dass selbst in den kleinsten Momenten des Alltags Poesie und Schönheit zu finden sind.

Manchmal, dann sagst du mir...: Eine Liebeserklärung

Mit "Manchmal, dann sagst du mir..." schlägt Degenhardt eine sanftere, romantischere Note an. Das Lied ist eine zarte Liebeserklärung, die von der Sehnsucht und den kleinen Gesten der Zuneigung erzählt. Es ist ein Lied, das in seiner Einfachheit berührt und zeigt, dass Degenhardt nicht nur ein scharfer Kritiker, sondern auch ein einfühlsamer Poet ist.

Armer Felix und Armer Jonas: Zwei Schicksale, zwei Geschichten

Die Lieder "Armer Felix" und "Armer Jonas" sind zwei der eindringlichsten Stücke des Albums. Beide Lieder erzählen die Geschichten von Männern, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden. Felix und Jonas stehen stellvertretend für all jene, die im Strudel der gesellschaftlichen Veränderungen untergehen. Degenhardt gibt ihnen eine Stimme und macht ihre Schicksale sichtbar. Diese Lieder sind ein eindrucksvolles Beispiel für seine Fähigkeit, komplexe soziale Themen in bewegende Geschichten zu verwandeln.

Der Bauchladenmann: Ein Symbol für die Freiheit

In "Der Bauchladenmann" beschreibt Degenhardt einen fahrenden Händler, der mit seinem Bauchladen durch die Straßen zieht. Der Bauchladenmann wird zum Symbol für die Freiheit und die Unabhängigkeit. Er ist ein Außenseiter, der sich den Zwängen der Gesellschaft entzieht und seinen eigenen Weg geht. Dieses Lied ist eine Hommage an die Individualität und die Kraft des Einzelnen, sich gegen die Normen zu stellen.

Sentimentaler Hund und Drei Kugeln: Melancholie und Spannung

"Sentimentaler Hund" und "Drei Kugeln" sind zwei Lieder, die die melancholische und zugleich spannungsgeladene Atmosphäre des Albums unterstreichen. In "Sentimentaler Hund" beschreibt Degenhardt die Einsamkeit und die Sehnsucht nach Nähe, während "Drei Kugeln" eine düstere Geschichte von Verrat und Gewalt erzählt. Beide Lieder zeigen die Bandbreite von Degenhardts musikalischem und lyrischem Können.

Manchmal des Nachts und Tarantella: Nächtliche Gedanken und Tanz

Mit "Manchmal des Nachts" und "Tarantella" führt Degenhardt seine Hörer in die nächtliche Welt der Gedanken und Träume. "Manchmal des Nachts" ist ein introspektives Lied, das von den stillen Momenten der Nacht erzählt, in denen die Gedanken frei schweifen. "Tarantella" hingegen ist ein lebhaftes, fast schon tanzbares Stück, das die Lebensfreude und die Energie der Nacht einfängt. Diese beiden Lieder zeigen die Dualität von Degenhardts Musik: die Balance zwischen Nachdenklichkeit und Lebensfreude.

Weintrinker und Wiegenlied: Ein versöhnlicher Abschluss

Die letzten beiden Tracks des Albums, "Weintrinker" und "Wiegenlied", bieten einen versöhnlichen Abschluss. "Weintrinker" ist ein fröhliches, fast schon ausgelassenes Lied, das die Gemeinschaft und die Freude am Leben feiert. Es ist ein Lied, das zum Mitsingen und Mitfeiern einlädt. "Wiegenlied" hingegen ist ein zarter, beruhigender Abschluss, der die Hörer sanft in den Schlaf wiegt. Mit diesen beiden Liedern zeigt Degenhardt, dass trotz aller gesellschaftlichen und politischen Spannungen immer auch Platz für Freude und Frieden ist.

Fazit: Ein zeitloses Meisterwerk

Franz Josef Degenhardt Rumpelstilzchen ist ein Album, das auch heute noch nichts von seiner Aktualität und seiner emotionalen Kraft verloren hat. Mit seinen 12 Tracks bietet es eine tiefgründige und facettenreiche Reise durch die 60er Jahre. Degenhardt gelingt es, die politischen und sozialen Spannungen seiner Zeit in eindringliche und bewegende Lieder zu fassen. "Rumpelstilzchen" ist ein Album, das zum Nachdenken anregt, aber auch Trost und Hoffnung spendet. Es ist ein zeitloses Meisterwerk, das in keiner Sammlung fehlen sollte.

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