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Mit aufrechtem Gang – Franz Josef Degenhardts Album: Vorstellung und Kritik

Franz Josef Degenhardt Mit aufrechtem Gang – Albumvorstellung & Kritik

Letztes Update: 06. September 2025

Der Beitrag stellt Franz Josef Degenhardts Album Mit aufrechtem Gang vor und bietet eine präzise Kritik: Textanalysen, musikalische Strukturen und der gesellschaftliche Kontext werden beleuchtet. Er würdigt Stärken, benennt Schwächen und erklärt die andauernde Relevanz des Werks.

Ein Album im Widerstand: Mit aufrechtem Gang neu gehört

Zeit und Kontext: 1975 als Brennpunkt

1975 war ein Jahr des Umbruchs. In Portugal wehte die Hoffnung. In Chile herrschte noch die Angst. In Deutschland rangen viele um die richtige Haltung. Es ging um Arbeit, Freiheit und Erinnerung. In diese Lage fiel dieses Album. Es ist politisch, doch nie dogmatisch. Es ist persönlich, doch nie privatistisch. Es sucht die Haltung im Lied. Der Titel sagt es klar. Aufrecht bleiben. Auch wenn der Wind von vorn kommt.

Der Künstler richtete den Blick nach außen. Er sah auf die Welt. Und zugleich schaute er nach innen. Was kann ein Lied leisten? Es kann trösten. Es kann warnen. Es kann fragen. Es kann verbinden. So funktioniert diese Platte. Sie klingt wie eine Landkarte der 70er. Jeder Song ist eine Station. Jeder Song ist ein Schritt. Zwischen Zorn, Trauer und Mut entsteht ein Bogen. Das wirkt bis heute.

Franz Josef Degenhardt Mit aufrechtem Gang: Ein Album zwischen Hoffnung und Härte

Das Werk bündelt Haltung und Handwerk. Franz Josef Degenhardt Mit aufrechtem Gang stellt mehr als nur Songs nebeneinander. Es baut eine Erzählung. Der Weg führt von Flucht und Exil zu Widerstand und Solidarität. Er führt auch ins Erinnern. Es geht um Strukturen, aber auch um Gesichter. Die Sprache ist klar. Die Bilder sind stark. Die Musik lässt Raum. Das ist wichtig. Denn die Worte tragen die Last der Sache.

Der Blickwinkel bleibt konsequent. Er ist nicht kühl, doch er ist präzise. Franz Josef Degenhardt Mit aufrechtem Gang verknüpft Nachricht und Narrativ. So entstehen lebendige Szenen. Sie sehen die Zündschnur. Sie hören den Chor. Sie gehen durch Städte, die Sie nie besucht haben. Und doch sind Sie mittendrin. Das Album schafft Nähe. Ohne Pathos. Ohne falsches Licht. Es zeigt Menschen. Es zeigt Widersprüche. Es zeigt die Zeit.

Klangbild und Produktion: Die Ruhe vor dem Sturm

Die Arrangements sind sparsam. Das Ohr findet Gitarre, Stimme, wenige Farben. Das ist kein Zufall. So stehen die Texte im Zentrum. Refrains tragen die Themen. Kleine Motive geben Halt. Das Tempo bleibt meist maßvoll. Manchmal zieht es an. Dann schnellt die Spannung hoch. Doch nie verliert die Musik die Balance. Ein Kontrapunkt entsteht zwischen mildem Klang und scharfer Kante. So wirken die Worte nach. Die Hooks sind leise. Die Sätze sind eng gesetzt. Sie treffen genau.

Die Aufnahme atmet. Sie spüren Luft um die Stimme. Das macht die Präsenz aus. Kein Effekt lenkt ab. Alles dient dem Sinn. In dieser Schlichtheit liegt Kraft. Sie passt zur stoischen Figur, die hier singt. Franz Josef Degenhardt Mit aufrechtem Gang entfaltet daher einen Sog. Er ist nicht laut. Er ist nachhaltig. Nach dem Hören bleibt ein Echo. Man trägt es mit sich durch den Tag.

Sprache, Haltung, Gestus: Das gesungene Argument

Die Sprache ist knapp. Bilder sind prägnant. Viele Verben. Klare Substantive. Das macht den Textfluss hell. Man versteht sofort. Und doch gibt es Tiefe. Der Gestus erinnert an eine ruhige Rede. Es ist ein gesungenes Argument. Es folgt einer inneren Logik. Dabei bleibt genug Spielraum. Ironie blitzt auf. Melancholie zieht an. Wut steht nie alleine. Sie wird geerdet. Franz Josef Degenhardt Mit aufrechtem Gang arbeitet so mit Kontrasten. Das hält die Spannung hoch. Es schützt vor Parolen.

Die zweite Ebene liegt in den Anspielungen. Orte sind Zeichen. Jahreszahlen schwingen mit. Doch der Song erklärt nicht zu viel. Er vertraut auf Ihr Wissen. Oder auf Ihre Neugier. Das motiviert zum Nachlesen. So wird aus dem Hören ein Handeln. Ein Album als Auslöser. Nicht als Lehrbuch. So bleibt es lebendig.

Track-für-Track: Der Weg durch zehn Stationen

Die Platte ist auf 12 Zoll erschienen. Zehn Tracks, klar geordnet. Die Spieldauern variieren stark. Kurze Stücke stehen neben langen Erzählungen. Diese Mischung macht den Reiz. Sie spüren Rhythmus in der Dramaturgie. Das Album baut auf. Es lässt los. Es zieht wieder an. So wächst der Bogen. In diesem Kapitel gehen wir den Weg. Schritt für Schritt.

1) Emigranten-Choral (03:47): Stimmen der Ferne

Der Auftakt setzt das Thema. Emigration ist Verlust und Neubeginn. Der Chor wirkt wie ein Echo aus vielen Kehlen. Doch es bleibt intim. Die Melodie ist schlicht. Die Wörter tragen. Sie ahnen Länder und Sprachen. Sie sehen Koffer und Bahnhöfe. Franz Josef Degenhardt Mit aufrechtem Gang macht hier die Bühne auf. Das Album hält inne. Es achtet die Würde der, die gingen. Es stellt keine großen Thesen. Es zeigt Menschen. Der Ton ist würdig, nie schwer. Das motiviert, weiterzuhören.

2) Zündschnüre-Song (04:55): Die Kunst des Funkenflugs

Der Titel klingt nach Risiko. Und so ist es. Hier geht es um Spannung vor der Explosion. Der Puls der Gitarre imitiert die Zündschnur. Die Worte ticken mit. Doch der Song bleibt reflektiert. Er feiert den Akt nicht. Er fragt nach Gründen. Er fragt nach Folgen. Das ist reif. Sie merken, wie sorgfältig hier gewogen wird. Franz Josef Degenhardt Mit aufrechtem Gang vermeidet Schwarz-Weiß. Es zeigt die Hitze und die Kälte zugleich. Das ist klug.

3) Station Chile (04:29): Erinnerung an einen langen Schatten

Chile war 1975 noch frisch im Schmerz. Der Song tastet sich an die Bilder heran. Namen werden nicht ausgestellt. Doch Sie wissen, worum es geht. Die Stimme bleibt ruhig. Die Gitarre hält den Puls. Das macht die Trauer greifbar. Zugleich schimmert Hoffnung. Solidarität ist möglich. Sie hört man mit. Franz Josef Degenhardt Mit aufrechtem Gang meidet Pathos. Er hält sich an klare Gesten. Das reicht. Das wirkt.

4) Wolgograd (06:45): Ein Gang durch die Geschichte

Der längere Track führt nach Osten. Wolgograd steht für Erinnerung. Für Sieg und Verlust. Für die Last des Kriegs. Die Erzählung bewegt sich in Szenen. Man sieht Straßen, Plätze, Gesichter. Nichts ist abstrakt. Der Ton bleibt respektvoll. Niemals leicht. Doch auch hier gilt: Es wird nicht sentimental. Sie spüren Verantwortung. Sie spüren eine leise Bitte. Den Blick nicht zu senken. Franz Josef Degenhardt Mit aufrechtem Gang verbindet damit Moral und Empathie. Das ist eindrücklich.

5) Portugal (04:01): Die Farbe der Nelke

Portugal klingt heller. Die Nelkenrevolution war ein Hoffnungszeichen. Das Lied nimmt dieses Licht auf. Der Rhythmus ist federnd, aber nicht flach. Kein Siegesrausch. Eher ein Atemzug. Ein Fenster geht auf. Man blickt hinaus. Man holt Luft. Der Song denkt die Freiheit zu Ende. Freiheit ist Arbeit. Freiheit ist Verantwortung. Das Lied bleibt dabei freundlich. Es weckt Lust auf Zukunft. Es erdet diese Lust zugleich.

6) Immer noch grob sinnlich (04:53): Körper, Zeit und Trotz

Hier wird es persönlicher. Das Stück wirkt wie ein Selbstporträt mit Augenzwinkern. Der Titel setzt den Ton. Grob, sinnlich, trotzig. Das Alter bringt Narben. Doch die Sinne sind wach. Das ist eine Liebeserklärung an das Handfeste. An das Leben im Konkreten. Die Musik greift das auf. Warm, rund, mit Griff. So kommt eine andere Farbe ins Album. Der Bogen bleibt politisch. Aber er bekommt Tiefe. Das macht die Platte reich.

7) Belehrung nach Punkten (08:52): Das lange Gespräch

Dies ist der Brocken. Fast neun Minuten. Ein Monolog im Lied. Eine Liste, die zur Dramaturgie wird. Es geht um Regeln. Um Ordnung. Um das, was Leute gern vorschreiben. Der Text geht Punkt für Punkt vor. Er weist nach. Er schiebt ein. Er dreht zurück. Daraus wächst Ironie. Daraus wächst auch Klarheit. Sie hören einen ruhigen Streit. Franz Josef Degenhardt Mit aufrechtem Gang zeigt hier seine größte Stärke. Geduldige Präzision. Ohne zu ermüden.

8) Mit aufrechtem Gang (02:13): Die verdichtete Haltung

Der Titelsong ist kurz. Und genau deshalb stark. Er bündelt das Album in wenig Zeit. Aufrecht bleiben. Atmen. Weitergehen. Mehr braucht es nicht. Die Melodie legt sich ins Ohr. Doch sie drängt nicht. Sie stützt. Sie sagt: Du kannst. Und: Du musst nicht allein. Franz Josef Degenhardt Mit aufrechtem Gang gibt Ihnen hier das Motto in die Hand. Es passt in die Tasche. Es passt in den Alltag. In zwei Minuten wird viel frei.

9) Hört ihr noch den Ruf der Schwäne (05:53): Poetische Warnung

Der Song ist voller Bilder. Schwäne sind schön. Doch ihr Ruf ist dunkel. So entsteht Spannung. Naturbild wird Warnsignal. Der Text setzt auf Atmosphäre. Die Gitarre zeichnet weite Linien. Raum entsteht. Das Ohr hört mehr als Worte. Es hört Zeit. Es hört Verantwortung. Franz Josef Degenhardt Mit aufrechtem Gang hält hier die Waage aus. Zwischen Schönheit und Ernst. Das erzeugt einen Nachhall, der bleibt.

10) Grandola, Vila Morena (03:32): Ein Lied als Brücke

Ein Abschluss mit Geschichte. Dieser Titel ist ein Zeichen. Er stand damals für die Revolution in Portugal. Als Lied im Lied bekommt er neues Leben. Die Aufnahme verneigt sich. Sie fügt sich ein. Sie macht aus einem historischen Motiv eine Gegenwartserfahrung. So schließt die Platte den Kreis. Hoffnung, Solidarität, Haltung. Franz Josef Degenhardt Mit aufrechtem Gang endet damit gerade nicht. Es öffnet in die Welt. Es sagt: Weiter.

Von leise bis lang: Dramaturgie, die trägt

Die Abfolge der Tracks ist klug. Kurze, prägnante Stücke rahmen die längeren Erzählungen. So wächst die Aufmerksamkeit. Sie nehmen sich Zeit. Sie bekommen Zeit. Das Album vertraut auf Ihr Hören. Es bietet Tempo, ohne zu hetzen. Es gibt Pausen, ohne zu stocken. Diese Dramaturgie dient dem Thema. Sie lenkt das Ohr. Sie hält den Faden fest. Das wirkt wie eine Inszenierung, doch ohne Theater. Alles bleibt nah. Alles bleibt offen.

Politik im Popformat: Warum das hier funktioniert

Politische Lieder scheitern oft an der Form. Sie werden platt. Sie werden predigend. Hier passiert das nicht. Der Grund liegt in der Erzählung. Konkrete Bilder ersetzen große Worte. Figuren tragen Ideen. Orte tragen Deutung. Dazu kommt die musikalische Disziplin. Keine Zutat zu viel. Keine Pose. So steigt die Glaubwürdigkeit. Und Glaubwürdigkeit ist hier die Währung. Franz Josef Degenhardt Mit aufrechtem Gang gewinnt genau damit seine Kraft. Es will überzeugen. Es muss nicht überreden.

Rezeption damals und Wirkung heute

Zur Zeit der Veröffentlichung passte das Album in viele Küchen und Gewerkschaftssäle. Doch es lebt nicht nur in Archiven. Heute hört man neue Schichten. Die Lieder zeigen Mechanismen. Sie zeigen Muster der Macht. Das ist zeitlos. Denn die Fragen bleiben. Was trägt uns? Was trennt uns? Was ist zu tun? Franz Josef Degenhardt Mit aufrechtem Gang gibt keine fertigen Antworten. Es gibt Werkzeuge. Es schärft den Blick. Es stärkt den Rücken. Das ist viel.

Auch die internationale Perspektive reift. Chile, Portugal, Wolgograd. Diese Orte sind heute anders besetzt. Doch sie erzählen noch. Wer das Album jetzt hört, findet Brücken. Zwischen damals und jetzt. Zwischen hier und dort. So wird Geschichte nicht alt. Sie wird Gespräch. Das ist ein hoher Wert. Es macht das Album zu einem verlässlichen Begleiter.

Im Werk verortet: Eigenständig und doch verwandt

Im Gesamtwerk steht diese Platte stabil. Sie bündelt Motive der früheren Jahre. Sie führt Linien weiter. Und sie wagt Neues. Das Persönliche rückt näher. Die internationale Karte ist breiter. Die Songs sind schlank, aber griffig. Damit wirkt das Album geschlossen, ohne starr zu werden. Es lässt das Späte im Frühen aufscheinen. Es lässt das Frühe im Späten klingen. Solche Balance ist selten. Sie ist hier gelungen.

Hören heute: Vinyl-Ritual, Kopfhörer-Details

Auf Vinyl entfaltet sich ein angenehmer Bogen. Die Seitenstruktur unterstützt das Atemmaß. Seite A öffnet und sammelt. Seite B löst und weitet. Das passt zum Stoff. Wer per Stream hört, findet andere Reize. Einzelsongs funktionieren stark. Doch am besten wirkt die ganze Strecke. Nehmen Sie sich die 49 Minuten. Lassen Sie die Stadt draußen. Oder nehmen Sie sie mit. Gute Kopfhörer zeigen die kleinen Atempausen. Den Raum um Worte. Diese Momente tragen viel.

Der Blickwinkel: Aufrechtes Gehen als Methode

Dieses Album ist nicht nur eine Sammlung. Es ist eine Methode. Aufrecht gehen heißt: sich orientieren. Den Kopf heben. Den Blick schärfen. Den Rücken stärken. Das zeigen diese Lieder in Variationen. Mal im Exil. Mal im Protest. Mal in der Erinnerung. Mal in der Liebe zum Groben und Sinnlichen. Daraus wächst ein Alltagsethos. Es ist nicht heroisch. Es ist nüchtern. Es ist brauchbar. Diese Qualität macht die Lieder beweglich. Sie passen in viele Lebenslagen. Sie sind klar, doch nie hart. Sie sind weich, doch nie weichgespült.

Was bleibt: Ein Fazit mit Weiterweg

Was nehmen Sie mit? Eine Reihe starker Bilder. Ein wacher Ton. Eine Handvoll Melodien, die tragen. Und die Einsicht, dass Haltung singbar ist. Franz Josef Degenhardt Mit aufrechtem Gang zeigt, wie das geht. Nicht durch Lautstärke. Sondern durch Genauigkeit. Nicht durch Schlagworte. Sondern durch Szenen. So entsteht Vertrauen. So wächst Bindung. Dieses Album ist darum mehr als ein Dokument. Es ist ein Werkzeug. Für Denken. Für Fühlen. Für Tun.

Bleibt die Frage nach der Relevanz. Sie ist leicht zu beantworten. Solange Menschen fliehen, singen Chöre. Solange Zündschnüre glimmen, braucht es kühle Köpfe. Solange Nelken blühen, darf man hoffen. Und solange Geschichte erzählt wird, sind Lieder nötig. Franz Josef Degenhardt Mit aufrechtem Gang gibt dafür das richtige Tempo vor. Es geht Schritt für Schritt. Es bleibt aufrecht. Es lädt Sie ein, das auch zu tun. Heute. Und morgen.

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